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Wenn wir heute im Westen von Yoga sprechen, so beziehen wir uns zumeist auf eine Yoga-Praxis, die man mit De Michelis als Modern Postural Yoga, bezeichnen könnte. Diese Form des Yoga begann ab ca. 1920 in Indien als neues Verständnis von Yoga aufzublühen, fand von dort ihren Weg in den Westen und legt einen Schwerpunkt auf die körperlichen Yoga- Übungen. Die meisten Yoga-Stile, die heute unterrichtet werden, sind dieser Linie zu zuordnen. 

Die Entwicklungsgeschichte des Yoga war schon immer überaus facettenreich und eine vereinfachende Darstellung von Yoga als einer zeitlosen unveränderlichen Praxis ist ein Narrativ, dessen sich manche westliche Yoga-Lehrende zwar gerne bedienen, das aber nicht der Realität entspricht: Laut Marc Singletons Definition des Modernen körperzentrierten Yoga (Modern Postural Yoga) entstand dieser aus einer wechselseitigen Beeinflussung dreier Faktoren: Zunächst traditioneller Yoga-Schriften und indigener Yoga-Praktiken, zweitens der sogenannten Yoga- Renaissance, die den philosophisch-ideologischen Hintergrund prägte, und drittens einer internationalen Körperkult-Bewegung. 

In diesem kurzen philosophischen sowie kulturhistorischen Talk werden wir einen dieser drei Aspekte beleuchten, nämlich die euroamerikanische Körperkultbewegung. Der im 19. Jahrundert entstehende Körperkult war eine internationale Bewegung, die vor allem in westlichen Ländern ihren Ausgang fand und nicht auf den Hinduismus zurückzuführen ist, gleichzeitig aber für den ab den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts aufkeimenden Asana-Boom mit verantwortlich ist.

Wir wollen unser Bild von Yoga mit diesem kurzen Gespräch voller und facettenreicher machen und so unsere eigene zeitgenössische Yoga-Praxis besser verstehen.

Elke Pichler, MA, BA, B.A. ist Senior Iyengar Yoga Lehrerin. Sie studierte Philosophie und Modernen Tanz in Wien. Derzeit schreibt sie ihre Dissertation zum Thema Yoga-Philosophie und Postmoderne an der Uni Wien.

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Bitte in jedem Fall bis spätestens 16.5.2023

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